Die Preisfindung zählt zu den wichtigsten Themen in Ihrem Unternehmen. Nur wenn Ihre Kunden (der Markt) bereit sind den angebotenen Preis zu bezahlen, können Sie Ihre Leistung verkaufen. Auf der anderen Seite müssen Sie etwas verdienen. Um den richtigen Verkaufspreis Ihrer Dienstleistungen oder Produkte zu ermitteln, hilft Ihnen eine Kostenrechnung. Diese kann auch aus Ihrer Buchhaltung abgeleitet werden. Wie Sie eine einfache Kostenrechnung Schritt für Schritt aus der Buchhaltung aufbereiten und die zusätzlich gewonnenen Informationen künftig für Kalkulationen nutzen können, erfahren Sie aus dieser Artikelserie Buchhaltung und Kostenrechnung von Siart Lipkovich + Team.
Der erste Schritt ist die Organisation und Gestaltung des Informationssystems Rechnungswesen. Überlegen Sie sich, welche Informationen Sie brauchen. Vieles erscheint ohnehin klar & logisch – Umsatz, Wareneinsatz, Personal, etc. interessiert jedenfalls.
Entscheiden Sie wie tief die Information gehen soll.
Beispielsweise:
- Frage 1: Was ist der entscheidende Kostenfaktor im Betrieb? – Anlagen?, Personal?, Standorte?, etc
- Frage 2: Wie hoch sind die fixen Kosten, die Sie jedenfalls reinbringen müssen?
- Frage 3: Wie hoch sind die variablen Kosten, die direkt einem Produkt bzw. einer Leistungseinheit zuzurechnenden Kosten?
Haben Sie die oben genannten Fragen für sich beantwortet, können Sie Ihren Kontenplan entsprechend gliedern. Ihr neu erstellter Kontenplan dient anschließend als Wegweiser für die einfache Überleitung Ihrer Buchhaltung in eine Kostenrechnung. Ziehen Sie für Ihre neue Gliederung des Kontenplans die Kosten/Umsätze pro „Kostenstelle“ (=Einheit der Kosten zuzuordnen sind – bspw. Leistungsart, Produktgruppe, Standort) heran. Wenn Sie den Kontenplan nach „Kostenstellen“ gliedern, können Sie errechnen was jede „Kostenstelle“ zu Ihrem Unternehmenserfolg beiträgt. Gliedern Sie die Konten zu jeder „Kostenstelle“ tiefer: zB Miete, Energie, Raumkosten.
Fassen Sie die Kostenpositionen nicht auf einem Konto zusammen, damit keine relevante Informationen verloren gehen. Ein eigenes Konto pro „Kostenstelle“ mit der Miete, ein Konto pro „Kostenstelle“ Energie, usw. sorgt für die nötigte Übersicht. Bereits nach der Aufteilung der zusammengefassten Kosten gewinnen Sie neu Informationen. Vergeben Sie dabei für jede Stelle eine eigene Kontonummer. Die Kontonummern der Positionen Ihrer Bilanz sollten sich an den österreichischen Einheitskontenrahmen orientieren. Das Konto für Mietaufwand könnte bspw. die Kontonummer 7401 haben. Die Bedeutung Ihrer Kontonummer ist wie folgt:
- 7 (Kontenklasse) = Abschreibung und sonstige betriebliche Aufwände,
- 4 (Kontengruppe) = Miete und Pacht,
- 0 (Kontenart) = Region Wien
- 1 (Einzelkonto) = Standort 1
Ebenso verhält es sich mit den anderen Aufwands- und Ertragskonten. So ist es empfehlenswert, nicht alle Erlöse auf ein Konto zu buchen, sondern nach Erlösarten oder gar nach Produktgruppe, zu unterscheiden. Gehen Sie so für alle angesprochenen Bereiche vor.
Nach der Aufteilung der Kosten auf einzelne Konten pro „Kostenstelle“ können Sie dann die fixen Kosten pro „Kostenstelle“ ermitteln. Wenn Sie nun auch den Umsatz und den Wareneinsatz pro „Kostenstelle“ zuordnen können – oder die Buchhaltung durch Anlegen von speziellen Konten so organisieren, dass Sie es einfach bewerkstelligen können – dann sind Sie kurz vor der
stufenweisen Fixkostendeckungsrechnung.
Klingt wild, ist aber einfach. Wie Sie das „neu gewonnene“ Wissen aus dem Neuaufbau des Kontenplans bzw. der Neuorganisation Ihrer Buchhaltung in eine stufenweise Fixkostendeckungsrechnung umwandeln können, um daraus Unternehmensentscheidung treffen zu können, zeigen wir Ihnen in der nächsten Ausgabe.
In der Artikelserie von Siart Lipkovich + Team erfahren Sie in folgenden Ausgaben alle interessanten und relevanten Informationen für Ihre
- stufenweise Fixkostendeckungsrechnung,
- Lohnkostenkalkulation,
- Preisfindung,
- Produktdeckungsbeitrag und
- Gewinnschwellenanalyse.
Prof. Mag. Rudolf Siart,
Mag. René Lipkovich
Wirtschaftsprüfer und Steuerberater in Wien,
SLT Siart Lipkovich + Team GmbH & Co KG
Stand: 11.10.2018 Haftung ausgeschlossen.
veröffentlicht: 8. März 2019