Im vorigen Beitrag haben wir uns mit der Preisfindung und der Berücksichtigung von fixen Kosten bei der Auftragskalkulation auseinandergesetzt.
Die Kalkulation im Nachhinein ist natürlich leichter, weil bereits klar ist, wie viel eingenommen und ausgegeben wurde. Unternehmer planen und kalkulieren aber sinnvollerweise voraus und überprüfen dann im Nachhinein, ob ihre Rechnung aufgegangen ist.
Das wohl wichtigste betriebswirtschaftliche Konzept zu diesem Thema ist die Deckungsbeitragsrechnung. Ziel dabei ist, dass die von Ihnen insgesamt erzielten Deckungsbeiträge so groß sind, dass damit Ihre fixen Kosten und der Gewinn abgedeckt werden können.
In Teil 2 der Artikelserie haben wir uns bereits ganz allgemein mit der stufenweisen Fixkostendeckungsrechnung auseinandergesetzt – nun widmen wir uns dem produktbezogenen Deckungsbeitrag.
Der Deckungsbeitrag eines hergestellten und verkauften Produkts ergibt sich aus dem erzielten Nettoerlös (ohne Umsatzsteuer) – bspw. EUR 100,– – und den Kosten für den Einkauf – die variablen Kosten, die nur anfallen wenn ein Produkt verkauft bzw produziert wird – bspw. EUR 60,–.
Nettoerlös des Produktes | 100,00 |
– variable Kosten | -60,00 |
= Produktdeckungsbeitrag (DB) | (40%) 40,00 |
Der DB des Produktes von EUR 40,– zeigt Ihnen, dass die fixen Kosten des Unternehmens in der Höhe dieses Betrages pro verkaufter Einheit abgedeckt werden können und das Betriebsergebnis durch jede weitere hergestellte und verkaufte Einheit dieses Produktes um EUR 40,– verbessert wird.
Der Produktdeckungsbeitrag zeigt Ihnen somit, in welcher Höhe pro Einheit die fixen Kosten abgedeckt werden. Erzielen Sie bspw. einen Produktdeckungsbeitrag von EUR 5,–, dann werden eben nur EUR 5,– pro verkaufter Einheit von den Fixkosten abgedeckt.
Im Ergebnis kommt es darauf an, wie viele Stück Sie zu welchen Deckungsbeiträgen verkaufen, um die fixen Kosten, aber auch den von Ihnen kalkulierten Gewinn (Unternehmerlohn plus erhoffte und machbare Rendite) abzudecken.
Beispiel:
Ihre jährlichen Fixkosten belaufen sich auf EUR 200.000,–. Wenn der DB pro verkauftem Stück EUR 40,– beträgt, müssen Sie 5.000 Stück verkaufen, um die Fixkosten abzudecken (200.000/40 = 5.000). Dann bleibt aber noch kein Gewinn übrig. Erst ab dem 5.001. Stück verdienen Sie pro Stück EUR 40,– – denn Ihre Fixkosten sind nun abgedeckt und Sie sind in der Gewinnzone (auf Neudeutsch: „Break even point“ oder „Gewinnschwelle“ – hierzu mehr in der nächsten Ausgabe).
Oder anders gerechnet:
Sie müssen also bei einem DB iHv 40% des Nettoerlöses und bei Fixkosten iHv EUR 200.000,– einen Mindestumsatz von EUR 500.000,– erwirtschaften, um kostendeckend zu sein:
Der Produktdeckungsbeitrag beträgt EUR 40,– bei einem Erlös von EUR 100,- somit 40%.
Werden nun die Fixkosten iHv EUR 200.000,- durch 40% (DB) dividiert (200.000 / 40 x 100 = 500.00), ist das Ergebnis der Mindestumsatz iHv EUR 500.000,- der erreicht werden muss um die Kosten zu decken.
Siart Lipkovich & Team Tipp – Stellen Sie im Zuge der Kalkulation die kritische Frage: Kann sich
das ausgehen? Ist es möglich oder realistisch, so viele Stück zu verkaufen?
Die Produktdeckungsbeitragsrechnung kann auch von der Sicht des Marktes her betrachtet werden. Ziehen Sie von den erreichbaren Nettoverkaufspreisen die variablen Kosten ab, um die Deckungsbeiträge einzelner Produkte zu erhalten. Die resultierenden Deckungsbeiträge zeigen Ihnen somit, ob das eine oder andere Produkt profitabler ist oder besser gar nicht angeboten werden sollte.
Siart Lipkovich & Team Tipp – Wenn die Produktionskapazität an ihre Grenzen stößt – etwa weil alle Mitarbeiter oder Maschinen ausgelastet sind – ist es geschickter, sich für das Produkt zu entscheiden, das den höheren DB erwirtschaftet. Wenn die Auslastung dagegen schlecht ist, kann so der Preis ermittelt werden, der noch sinnvoll ist, weil er eben zumindest die variablen Kosten und vielleicht auch einen Teil der fixen Kosten abdeckt. Denken Sie aber daran, dass Sie sich Ihre Preis- und damit Ihre Kundenstruktur nicht beschädigen.
veröffentlicht: 21. Mai 2019